FotoPro FOTOTIPP: Belichtungsmessung

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Belichtungsmessung und Messmethoden

Für die korrekte Belichtung einer Fotografie sind die Kameraeinstellungen von Blende, Belichtungszeit und ISO-Empfindlichkeit entscheidend. Nur, wenn die drei Parameter aufeinander abgestimmt sind, ist eine natürlich, korrekte Bildhelligkeit gewährleistet.

Die notwendigen Einstellungen sind aber von der Helligkeit am Aufnahmeort abhängig. Bei wenig Licht muss reichlicher belichtet werden, bei viel Licht wird kürzer belichtet.

Für eine korrekte Ermittlung der Motivhelligkeit, dient die Belichtungsmessung. Natürlich könnte man sich mit Testaufnahmen an den idealen Wert herantasten, doch eine präzise Messung der Lichtverhältnisse garantiert auf Anhieb eine optimale Belichtung.

Grundlagenwissen

Bei den meisten Anwendungen fotografieren wir mit dem Belichtungsmesser der Kamera. Er erfasst die Menge an Licht, das durch das Objektiv hindurch in der Kamera eintrifft. Diese Messart wird deshalb auch als TTL-Messung (Through the lens) bezeichnet.
Genau genommen erfassen wir also nicht die Intensität der Lichtquelle, sondern nur den Anteil des Lichtes, der von unserem Motiv (Objekt) reflektiert wird. Man spricht deshalb in Fachkreisen von Objektmessung.

Mittleres Grau – die Referenz

Die meisten Fotomotive bestehen aus unterschiedlich hellen Bildbereichen. Von tiefem Schwarz bis zu hellem Weiss sind verschiedene Oberflächen in einem Bild vertreten, die das Licht unterschiedlich reflektieren. Der Mittelwert aus der hellsten und dunkelsten Bildstelle ist üblicherweise ein mittlerer Grauwert.

Da die Motivhelligkeit eine Rolle spielt, wurden die Belichtungsmesser auf diesen Mittelwert mit rund 18% (exakt 17.68) Lichtreflektion geeicht. Klassische Belichtungsmesser erkennen übrigens nur Helligkeiten und keine Farben. Moderne Kameras verfügen über Farbsensoren. Mehr dazu später.

Der Belichtungsmesser erwartet also einen mittleren Helligkeitswert, um eine korrekte Blenden-/Verschlusszeitkombination vorzuschlagen. Bei extrem dunklen oder hellen Motiven ist mit einer Fehlbelichtung zu rechnen.

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Motivkontrast

Während das menschliche Auge dunkle und helle Bildbereiche gleichzeitig erfassen kann und somit ein Blick aus dem Fenster kein sonderlich grosses Problem darstellt, kann eine Kamera nur eine begrenzte Menge von Helligkeitsstufen in einem Bild aufnehmen.
Übersteigt die Differenz der hellsten zur dunkelsten Zone einen gewissen Wert, werden diese Bildbereiche über oder unterbelichtet. Eine Messung auf die wichtigen Bereiche eines Motives ist also sinnvoll.

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Messmethoden angepasst an ihr Motiv

Aktuelle Kameras verfügen über unterschiedliche Messmethoden, die sich vor allem durch verschiedene Messzonen unterscheiden. Je nach Kameramodell lassen sich die Messmethoden unterschiedlich aufrufen.

Über das Kameramenü erlauben fast alle Kameras – abgesehen von einfachen Kompaktkameras – die Messmethode umzustellen. Je nach Modell sind unterschiedliche viele mit markenspezifischen Bezeichnungen wählbar.

Professionellere Kameras haben eine separate Taste, um die Umstellung sehr schnell vornehmen zu können.

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Mehrfeldmessung – alles im Überblick

Die Mehrfeldmessung wird je nach Kameramodell auch als Mehrzonen- oder Matrixmessung bezeichnet. Der gesamte Bildbereich ist dabei in unterschiedliche Zonen aufgeteilt. Diese werden einzeln gemessen und daraus ein Mittelwert errechnet.

Viele Kameras haben typische Aufnahmesituationen abgespeichert und können aus bis zu 10’000 Voreinstellungen auswählen, um die ideale Belichtung zu erzielen.
Die Kameras erkennen beispielsweise Landschaften anhand des helleren Himmels im oberen Bildbereich und einem dunkleren Vordergrund. Zudem werden Gesichter erkannt und die Kamera gewichtet das Motiv als Portraitaufnahme. Sie weiss auch, wo das Hauptmotiv ist, da sie durch den Autofokus weiss, ob links, rechts oder in der Bildmitte scharfgestellt wurde.

Vor allem für Einsteiger ist dies wahrscheinlich die beste Variante, um schnell gute Ergebnisse zu erzielen.

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Je nach Hersteller kann das Symbol für die Mehrfeld- resp. Mehrzonenmessung anders aussehen. Die Idee dahinter ist aber immer die selbe. Die Anzahl von Messbereichen kann je nach Kamera von 5 bis 180’000 variieren.

Ein typisches Motiv für die Mehrfeldmessung.
Gleichmässige Lichtverteilung ohne Gegenlicht und grosse Kontraste.

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Mittenbetonte Messung

Die mittenbetonte Messung ist auf zwei Zonen reduziert. Im Unterschied zur Mehrfeldmessung bei der die Kamera über die vermeintlich bildwichtigen Bereiche entscheidet, wird bei der mittenbetonten oder auch Integralmessung genannten Methode die Bildmitte am stärksten gewichtet.

Je nach Kameramodell wird ca. 1/5 bis 1/4 des Bildbereiches am stärksten in die Belichtungsmessung einbezogen. Das Zentrum wird dabei zu 60 – 80% gewichtet, während der Rest des Bildes schwächer in die Durchschnittsmessung einbezogen wird.

Durch die starke Gewichtung auf die Bildmitte wird beim Fenstermotiv der Hintergrund korrekt, die Person aber unterbelichtet.

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Die Mittenbetonte Messung eignet sich vor allem für grossflächige Motive. Teleaufnahmen mit bildfüllenden Motiven oder Portraitaufnahmen sind ideal für diese Messung.

Der Vorteil gegenüber der Mehrfeldmessung ist, dass Sie genau wissen, wo die Messung gemacht wird, während mit mehr als zwei Zonen immer die Kamera entscheidet, was bildwichtig ist.

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Spotmessung für präzise Details

Im Unterschied zu den oben genannten Messmethoden, bei der Spotmessung nur ein einzelnes Messfeld aktiv. Dessen Grösse ist von Kamera zu Kamera unterschiedliche und liegt bei 1-5% des Bildes.

Dank des winzigen Messbereiches, kann präzise ein Helligkeitswert im Bild ausgewählt werden, der für die Messung entscheidend ist.

Bei kontrastreichen Motiven ist die Spotmessung ideal, um das Hauptmotiv anzuvisieren. Die Messung lässt sich übrigens auch mit dem Autofokusmessfeld koppeln, womit die Spotmessung genau da vorgenommen wird, wo die Kamera scharfgestellt hat. Da dies in der Regel dem Hauptmotiv entspricht ist die Belichtung optimal gesetzt.

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Typisch für den Einsatz der Spotmessung sind Gegenlichtaufnahmen. Eine Messung auf des Hautton des Modells ergibt zwar eine Überbelichtung des Hintergrundes, doch ist das Hauptmotiv perfekt belichtet.

Gewusst! Da die Messung auf dem oben genannten mittleren Grauwert basiert, darf mit dem Messpunkt kein allzu dunkler oder heller Bildbereich anvisiert werden.

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Zielen Sie beispielsweise bei einer Gegenlichtaufnahme mit dem Messfeld auf den Hintergrund, wird das Motiv mit Sicherheit unterbelichtet. Das selbe gilt bei Hochzeitsaufnahme, wenn das weisse Brautkleid statt das Gesicht gemessen wird. Ist das Messfeld auf den dunklen Anzug des Bräutigams gerichtet, wird die Aufnahme zu hell.
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Colormatrix-Messung mit RGB Sensor

Klassische Belichtungsmesser erkennen nur Helligkeitsunterschiede. Da wir die Motive aber farbig sehen, ist es nicht immer einfach, die Helligkeitsverteilung zu erkennen. Die beiden Peperoni sind zwar mit der selben Lichtquelle beleuchtet, erscheinen aber unterschiedlich hell. Erst bei einer Schwarzweiss-Aufnahme kommt dies zur Geltung.

Moderne Digitalkameras arbeiten mit einem RGB Sensor und erkennen Grundfarben rot, grün und blau und natürlich auch die daraus resultierenden Mischfarben. Dies ermöglicht eine genauere Messung und Farbkontraste werden in die Belichtung eingerechnet.
Professionelle Kameras verfügen über bis zu 180’000 Farbpixel allein für die Belichtungsmessung.

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