FotoPro FOTOTIPP: Supertele

FotoPro FOTOTIPP: Supertele

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Näher dran mit Supertele-Objektiven

Objektive werden in verschiedene Kategorien eingeteilt und haben Ihre speziellen Einsatzgebiete.

Um weit entfernte Motive grösser oder gar bildfüllend darzustellen, gibt es folgende drei Möglichkeiten.

  1. Sie gehen näher an Ihr Motive heran
    Viele Motive lassen aber keine kurze Aufnahmedistanzen zu. Gefährliche Sportarten oder scheue Tiere erfordern einen gewissen Sicherheitsabastand.
  2. Sie vergrössern einen Ausschnitt am Computer
    Der Ausschnitt erzeugt eine geringere Bildauflösung. Das Foto erscheint bei starker Vergrösserung pixelig
  3. Sie benutzen ein Objektiv mit längerer Brennweite

Grösser im Bild

Um ein Motiv grösser abzubilden, als Sie es von Auge erkennen, benötigen Sie eine längere Brennweite. Basierend auf dem Kleinbild- 35mm Format, dessen Standardbrennweite ca. 50mm entspricht, werden Objektive mit mehr als 50 mm als langbrennweitig bezeichnet. Proportional zum Brennweitenwert wird auch die Vergrösserung gesteigert. Ein 200mm Objektiv vergrössert also 4mal stärker als ein Normalobjetiv mit 50mm ( 200mm : 50mm = 4 )

Tele-Konstruktion statt langer Bauweise von Fernobjektiven

Ein Objektiv mit langer Brennweite muss nicht zwingend ein Teleobjektiv sein. Der Begriff „Teleobjektiv“ deutet auf eine spezielle, wenn auch für moderne Fotoobjektive fast ausschliesslich genutzte, Bauweise hin.

Wie im Fototipp: Brennweite beschrieben, entspricht die Brennweite der Distanz vom optischen Mittelpunkt des Objektives (oder einer einzelnen Linse) bis zum Brennpunkt, wo sich das eingefangene Licht gebündelt trifft und als Punkt abgebildet wird. Auf Höhe des Brennpunktes liegt auch der Aufnahmesensor oder Film einer Kamera, um ein scharfes Bild aufzunehmen.Langbrennweitige Objektive müssten theoretisch mindestens die Baulänge haben, wie ihre Brennweite ist. Ein 300mm Objektiv wäre also mindestens 30cm lang. Wenn Sie ein 300mm Objektiv besitzen, wissen Sie, dass dies kaum der Fall ist.
Grund dafür ist, dass heute langbrennweitige Wechselobjektive für Fotokameras durch die Wahl von Sammellinsen und Zerstreuungslinsen in der sogenannten TELEOBJEKTIV-Konstruktion gebaut werden. Diese verkürzte Bauweise ergibt, dass der eigentliche optische Mittelpunkt verschoben ist und ausserhalb des Objektives liegt. Ein modernes 500mm Teleobjektiv ist beispielweise lediglich ~ 38cm lang.

Supertele für weit entferntes

Die Teleobjektive werden in zusätzlich in mittlere und langbrennweitige Teles (Kurzform für Teleobjektive) eingeteilt. Brennweiten über 300mm bezeichnen wir als Supertele. Sie haben also eine optische Vergrösserung von ca. 6fach und mehr und wirken somit wie ein Fernglas.

Typische Supertelebrennweiten
(Zum Vergleich ein 50mm Normalobjektiv hat ca. 47° Bildwinkel)

  • 300 mm mit diagonalem Bildwinkel 8,2°
  • 400 mm mit diagonalem Bildwinkel 6,2°
  • 500 mm mit diagonalem Bildwinkel 5,0°
  • 600 mm mit diagonalem Bildwinkel 4,1°
  • 800 mm mit diagonalem Bildwinkel 3,1°
  • 1200 mm mit diagonalem Bildwinkel 2,1°

Tele-Effekte in der Fotopraxis

Teleobjektive werden nicht nur für weit entfernte Objekte eingesetzt. Die starke Vergrösserung kann auch gezielt für die Bildgestaltung eingesetzt werden.

Tiefenwirkung
Durch die starke Vergrösserung erscheinen auch weit entfernte Objekte näher und grösser. Im Vergleich zur Wetwinkelaufnahme rechts hebt sich die Person deutlich besser vom Hintergrund ab. Dieser wirkt durch den komprimierten Bildeindruck deutlich näher, obwohl der Fotograf sogar noch weiter weggestand, um die Dame mit dem Teleobjektiv gleich gross abzubilden.

Geringere Schärfentiefe
Der Bereich, den Sie auf einem Bild als scharf erkennen ist hauptsächlich abhängig von der Vergrösserung und der verwendeten Blende. Die geringe Schärfentiefe von Teleobjektiven kann man sich zu Nutze machen, um Objekte vor lebhaftem oder unschönem Hintergrund freizustellen. Erfahren Sie mehr über Schärfentiefe im Fototipp: Schärfentiefe

Optischer Bildstabilisator

Bei den extremen Vergrösserungen von Superteleobjektiven ist die Gefahr von verwackelten Bildern ziemlich gross. Praktisch alle modernen Objektive dieser Klasse verfügen deshalb über ein Bildstabilisierungssystem, das die Bewegungen des Fotografen bei Freihandaufnahmen ausgleichen und reduzieren und damit die Schärfe sichtbar verbessern kann.
Für eine maximale Schärfeleistung ist ein Stativ die perfekte Lösung, wenn es die Situation erlaubt. Bei Verwendung eines (robusten) Stativen sollten Sie allerdings auf den Bildstabilisator verzichten.
Hier zwei Vergleichsaufnahmen mit ein- und ausgeschaltetem Bildstabilisator aus freier Hand. Weitere Infos im Fototipp Bildstabilisator

Spezialkonstruktionen mit reduzierter Baugrösse

Sowohl Nikon als auch Canon haben einzelne Objektive im Sortiment, die durch die Verwendung von speziellen hochbrechenden Freselllinsen eine kompaktere Baugrösse ermöglichen. Durch diese Speziallinse(n) können mehrere herkömmliche Linsen eingespart und die Baugrösse deutlich verringert werden. Mit rund einem Drittel geringerer Länge eignen sich diese Objektive ideal für Reisen und Exkursionen bei denen jedes Gramm entscheidet und man auf lange Brennweiten nicht verzichten möchte.

Nikon PF (links)
Nikon bietet neu das AF-S NIKKOR 300mm F/4 PF VR an, dessen Zusatzbezeichnung PF (Phasen-Fresnell) auf eine neue Linsenkonstruktion hinweist. Mit zusätzlichem Bildstabilisator ist es gerade mal 14,7cm lang und damit kaum grösser als ein lichtstarkes Standardzoom (z.B. 2.8/24-70mm), während der Vorhänger (AF-S 4/300mm ED) mit klassischem Aufbau ohne Stabilisator 22,5cm lang und rund 700g schwerer ist.

Canon DO (rechts)
Einen ähnlichen Weg geht Canon mit seinem kompakten 400mm Objektiv. Das Canon EF 400mm F/4 DO IS USM II ist mit dem Kürzel DO (defracting optical element) bereits in einer neuen überarbeiteten Version auf dem Markt. Gegenüber des lichstärkeren EF 400mm F/2.8 L IS USM II lassen sich rund 1,9kg an Gewicht einsparen. Zudem passt es mit nur 23,3cm Baulänge auch in einen herkömmlichen Fotorucksack – selbst mit angesetzer Kamera.
Fürs kleine Gepäck gibt’s die DO Technologie übrigens auch im beliebten Telezoom Canon EF 70-300 DO IS USM.

Telekonverter

Im Unterschied zu vielen einfachen Telezoomobjektive ermöglichen die professionellen Superteleobjektive auch den Einsatz von Telekonvertern. Diese verlängern die Brennweite je nach Modell um Faktor 1,4 bis 2. Ohne grosse Gewichtbelastung können Sie ein lichtstarkes 400mm F/2.8 zu einem 800mm F/5.6 erweitern und sind dabei noch flexibler, wenn sich Ihr Fotomotiv unerwartet distanziert und ein Ortswechsel nicht möglich ist. Mehr über Telekonverter


Typische Einsatzgebiete von Superteleobjektiven

  • Tieraufnahmen auf Safaris oder im heimischen Garten
  • Sportfotografie. Skirennen, Fussball, Surfen usw.
  • Reportagefotografie (Paparazzi)
  • Modeshootings bei Aussenaufnahmen für geringe Schärfentiefe
  • Detailaufnahmen bei Architektur
  • Gigapixel-Fotografie mit Panorama-Adaptern