FotoPro FOTOTIPP: Mond fotografieren

FotoPro FOTOTIPP: Mond fotografieren

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Der Mond fasziniert seit Jahrtausenden die Menschheit und ist durch seine Anziehungskraft nicht nur für Flut und Ebbe auf den Meeren zuständig, sondern hat durch seine Wandelbarkeit auch viele Mythen, die sich um ihn ranken.

Als Erdtrabant kreist er um die Erde und wird von der Sonne beleuchtet. Die Mondphasen mit abnehmendem und zunehmendem Mond entstehen durch die Position der Mondkugel zur Sonne.

Alle 28 Tage wir der Mond komplett angeleuchtet: Es ist Vollmond.
Wie sie diesen fotografieren, wollen wir heute thematisieren.

MONDFINSTERNIS 2018

Am 27. Juli 2018 findet die längste Mondfinsternis dieses Jahrhunderts statt und kann in Mitteleuropa beobachtet werden. Das Phänomen am Nachthimmel entsteht, wenn die Erde zwischen der Sonne und dem Mond steht und einen Schatten auf den Vollmond wirft.

Details zur Mondfinsternis erfahren Sie weiter unten.
Erstmal die Grundlagen, um den Mond zu fotografieren.

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Vollmond fotografieren

Nach unserem >>Tipp für Astrofotografie, bei dem mit lichtstarken Objektiven und hohen Empfindlichkeiten fotografiert wird, ist bei Vollmond eine komplett andere Kameraeinstellung notwendig.

Grund dafür ist, dass die Milliarden von Kilometern entfernten Sterne nur sehr schwach leuchten, während der Mond in rund 380’000km Entfernung extrem nahe an der Erde ist und von unserer Sonne angestrahlt wird. Das reflektierende Mondlicht ist so stark, dass man in einer Vollmondnacht nur schwierig Astroaufnahmen machen kann, solange der Mond am Himmel steht.

Die Ausrüstung

Wenn Sie sich für Details der Mondoberfläche interessieren, ist es sinnvoll, diesen möglichst gross zu fotografieren. Mit einem Standardzoomobjektiv oder einem weitwinkligen Smartphone wird Ihnen das kaum gelingen.

Sie brauchen sich nun aber kein Astro-Teleskop anzuschaffen. Schon mit einen grösseren Teleobjektiv lässt sich der Vollmond recht einfach aufnehmen. Mehr Brennweite ist also das Stichwort.

Wer schon versucht hat, den strahlenden Mond mit dem Handy oder mit einem Standardobjektiv zu fotografieren, ist bestimmt enttäuscht, wie klein der Mond, speziell bei Mondaufgängen, auf Fotos erscheint, da man ihn visuell viel grösser wahrnimmt. Dieser Effekt beruht auf einer optischen Täuschung, da man Objekte in Horizontnähe subjektiv grösser wahrnimmt als die gleichen Objekte, sofern sie hoch am Himmel stehen.
Die Automatik der Kamera wählt bei wenig Licht eine hohe Empfindlichkeit und lange Belichtung, was zu einer Überbelichtung der Szene führt.

Aufnahme mit 35mm

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Kamera

Für einfache Mondaufnahmen benötigen Sie keine Highend Kamera. Es hilft aber, wenn sie eine manuelle Belichtung bietet.
Da mit starker Vergrösserung fotografiert werden soll, sind sogar günstigere Kameras mit kleineren Sensoren gegenüber Vollformatkameras im Vorteil. Teleobjektive ergeben durch den Cropfaktors (engerer Bildwinkel mit kleinerem Sensor) sogar noch bildfüllendere Ergebnisse.

Einige Superzoomkameras bieten bereits einen 30fachen Zoombereich (bis 720mm) oder als Spitzenreiter gilt die aktuelle Nikon Coolpix P900 mit 83fach Zoom (bis 2000mm), die im September von der P1000 mit 3000mm noch getoppt wird.

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Das Objektiv – ab 300mm wirds interessant

Um den Mond möglichst gross und Detailreich abzubilden, ist eine grosse optische Vergrösserung notwendig. Immerhin befindet sich Ihr Motiv in rund 380’000 km Entfernung.
Die Vergrösserung wird durch eine lange Brennweite erzielt. Je höher die Brennweite, desto stärker die Vergrösserung.
Es gibt eine Faustregel zur Berechnung der Abbildungsgrösse des Mondes, die vor allem bei analoger Fotografie oder mit Digitalkameras mit 24x36mm Vollformatsensor interessant ist.


Brennweite in mm : 110 = Mondgrösse in Milllimeter auf dem Film/Sensor


Ein Objektiv mit effektiver Brennweite von 300mm ergibt somit eine Abbildungsgrösse von ca 2.7mm (300mm/110). Bei kleinen Sensoren ist dies unter Umständen schon beachtlich. Bei Vollformatsensoren ist es aber nur 11% der Bildhöhe. Ausgedruckt auf ein Postkartenformat 10x15cm ergibt sich eine Grösse von knapp 12mm.

Je länger die Brennweite ist, desto grösser kann der Mond aufgenommen werden.
Für ein formatfüllendes Bild ist ein Teleskop mit Fotoadapter notwendig, da eine solche Vergrösserung erst jenseits von 2600mm Brennweite möglich ist.

Telekonverter
Da es für die meisten Kameras kaum Objektive über 600mm Brennweite gibt, die in das Budget von Hobbyfotografen passen, lässt sich entweder später am Computer der Ausschnitt nachbearbeiten oder die Brennweite mit einem >>Tele-Konverter verlängern. Damit ist – zwar mit Lichtverlust – ein Faktor von 1,4x oder auch eine Verdoppelung des Grundobjektives zu erreichen.

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Stativ & Co

Obwohl bei Vollmond recht kurze Belichtungszeiten zu erzielen sind, empfiehlt sich dennoch der Einsatz eines robusten Statives.
Aufgrund der starken Vergrösserung ist die Verwackelungsgefahr recht gross. Stellen Sie das Stativ deshalb auf eine möglichst tiefe, stabile Position und vermeiden Sie es, die Mittelsäule auszufahren. >>weitere Stativtipps

Verwenden Sie zudem einen Fernauslöser oder den Selbstauslöser mit zB. 2s Verzögerung.
Bei Spiegelreflexkameras kann je nach Modell eine Spiegelvorauslösung zur Reduktion von Erschütterungen verwendet werden.

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Belichtung

Bei Vollmond wird so viel Sonnenlicht reflektiert, dass nahezu aus freier Hand fotografiert werden könnte. Bei wolkenloser klarer Sicht sind recht kurze Verschlusszeiten zu erreichen.

Der Belichtungsmesser Ihrer Kamera, der allerdings viel schwarzen Himmel rund um den Mond mitmiss, dürfte von dem grossen Lichtkontrast irritiert sein und es kommt zu einer Überbelichtung. Dabei gehen Details verloren und die Struktur der Mondoberfläche ist kaum zu erkennen.

Stellen Sie die Belichtung mit Testaufnahmen am besten manuell ein oder aktivieren Sie bei Automatik eine Minus-Belichtungskorrektur oder die Spotmessung.

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Sichel und Halbmond

Bei Vollmond ist der Mond zwar am eindrücklichsten, doch durch die frontale Beleuchtung, ist die Struktur der Oberfläche nicht so plastisch zu erkennen. Bei seitlichem Licht während der anderen Mondphasen, sind die Mondkrater deutlich besser zu erkennen.

Durch die geringere Reflektionsfläche sind dabei aber auch andere Belichtungszeiten notwendig.
Die folgenden Werte gelten als Basis bei ISO 100 und Blende f/8 – f/11.

Mondphase
Belichtungszeit in Sekunden
Schmale Sichel 1/8 bis 1/4
Etwa vier Tage vor bzw. nach Neumond 1/90 bis 1/60
Halbmond 1/180 bis 1/125
Etwa zwei Tage vor bzw. nach Vollmond 1/350
Vollmond 1/500 bis 1/350
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Mond in Bewegung

Da sich die Erde bekanntlich dreht, bewegt sich der Mond am Himmel permanent.
Dies hat Auswirkungen auf zwei wichtige Details:

Stativ nachführen
Gerade bei starken Teleobjektiven und grossen Vergrösserungen passiert Anfängern oft der Fehler, dass sie die Kamera zu lange am selben Ort ausgerichtet lassen. Wer länger durch den Sicher blickt, wird feststellen, dass sich der Mond durch den Sucher bewegt und deshalb das Stativ gelegentlich nachgeführt werden muss.

Maximale Verschlusszeit
Wenn Sie mit lichtschwachen Teleobjektiven oder bei teilbeleuchteten Mondphasen fotografieren, sollten Sie sie Belichtungszeit im Auge behalten. Ist die Verschlusszeit zu lange, wird der Mond nicht mehr scharf abgebildet und erleidet Bewegungsunschärfe.

Brennweite in Millimeter   Maximale Belichtungszeit
50mm   8 bis 10 s
100mm   4 s
200mm   2 s
300mm   1,5 s
500mm   ca 0,7 s
800mm   0,25 s
1000mm   0,2 s
1200mm   0,4 s
1500mm   1/5 s
2000mm   1/8 s

Mondfinsternis 2018

Währenddem die Mondphasen vom Leermond bis Vollmond alle 28 Tage zu sehen sind, ist eine totale Mondfinsternis eine aussergewöhnliche Konstellation.

Das nächste Spektakel findet in der Nacht vom am 27.-28. Juli 2018 statt und ist die längste Mondfinsternis in diesem Jahrhundert. Es wird mit 1h 43min nahezu die maximale Zeit erreicht.

Um sich vorzubereiten, haben wir hier den Ablauf aufgelistet. (Quelle: Timeanddate.de )

Etappe
 
Ortszeit in Zürich*
Sichtbar in Zürich
Halbschattenfinsternis beginnt   27. Jul, 19:14:47 Nein, unterhalb des Horizonts
Partielle Finsternis beginnt   27. Jul, 20:24:27 Nein, unterhalb des Horizonts
Hauptphase beginnt   27. Jul, 21:30:15 Ja
Max. Verdunkelung   27. Jul, 22:21:44 Ja
Hauptphase endet   27. Jul, 23:13:11 Ja
Partielle Finsternis endet   28. Jul, 00:19:00 Ja
Halbschattenfinsternis endet   28. Jul, 01:28:38 Ja

Weitere Infos zur Mondfinsternis auf Time-and-date

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Die Phasen der totalen Mondfinsternis

Da sich der Kernschatten der Erde während der Mondfinsternis langsam über den Mond legt, wird dieser nach und nach abgedunkelt.

Ein Teilspektrum des Lichtes mit langwelligem rotem Licht kann aber den Mond dennoch erreichen, weshalb der Mond in der Dunkelphase rötlich erscheinen kann. Dieses Phänomen nennt sich auch Blutmond und ist ein besonderes Spektakel.

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Belichtung anpassen!
Wenn Sie die verschiedenen Phasen während der Mondfinsternis fotografieren möchten, ist die Belichtung natürlich für kontinuierlich anzupassen. Der Erdschatten reduziert die Helligkeit des Mondes enorm. Von der Sichtbarkeit des Schattens bis zur kompletten Verdunkelung (Eclipse genannt) dauert es rund 40min. Sie haben also Zeit, mehrere Bilder mit angepasster Belichtungszeit zu machen, dürfen aber nicht vergessen, die Kamera mitzubewegen.

Wer den Ablauf der Mondes dokumentieren möchte, kann natürlich statt mit einem Superteleobjektiv auch eine kürzere Brennweite verwenden, um die Kamera fix montiert belassen. Eine Belichtungsanpassung ist aber dennoch notwendig.

Totale Mondfinsternis mit Blutmond

Durch die starke Lichtreduktion des Erd-Kernschattens reduziert sich die Helligkeit enorm, und so muss die Belichtung während der totalen Finsternis extrem verlängert werden.

Beispielaufnahme mit ISO100 f/2.8 und 1,5s Belichtungszeit.

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Ausprobieren – die Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder.

Wenn wir Ihr Interesse geweckt haben, versuchen Sie doch Ihr Glück in der kommenden Freitagnacht.

Das wichtigste in Kürze:

  • Stellen Sie die Kamera auf ein stabiles (!) Stativ
  • Präzise Scharfstellung. Am besten manuell mit Lupenfunktion per Live-View. Den Autofokus spätestens nach dem Fokussieren abschalten.
  • Schalten Sie den Bildstabilisator ab bei Stativaufnahmen
  • Aufnahmeformat RAW, wenn möglich, um später besser bearbeiten zu können
  • Belichtung, Zeit und ISO manuell einstellen. Testaufnahmen für die korrekte Belichtung und anschliessend das Histogramm kontrollieren, um eine Überbelichtung zu vermeiden.
  • Wählen Sie eine nicht zu lange Belichtungszeit, da sich der Mond relativ zur Erde bewegt und dies bei Teleaufnahmen schneller auffällt.
  • Für maximale Schärfe leicht 1/2 – 1 1/2 Blendenstufen abblenden (Blende schliessen)
  • Arbeiten Sie bei einer Spiegelreflexkamera mit Spiegelvorauslösung bzw. Selbstauslöser (Vorlauf 2 Sek)

Gerne beraten wir Sie in unseren Fachgeschäften. Auch in unserer >>Occasionsabteilung findet sich vielleicht ein passendes Objektiv, um Ihre Ausrüstung zu ergänzen. 

Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Ausprobieren und drücken die Daumen, dass das Wetter uns keinen Strich durch die Rechnung macht.

Ihr FotoPro Team.