FotoPro FOTOTIPP: Nahaufnahmen

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Gehen Sie auf Entdeckungreise

In allen Jahreszeiten birgt die Natur aufregende Motive. Besonders im Frühling, wenn alles spriesst und zu blühen beginnt und in der warmen Jahreshälfte sind interessante Details zu entdecken. Aber auch im Winter finden sich viele Motive: Frost und Schnee erzeugen oft liebliche oder auch bizarre Fotomotive.

Gehen Sie mit offenen Augen durch die Welt und entdecken Sie die aufregende Welt der kleinen Dingen. Bei näherer Betrachtung erscheinen Strukturen und Objekte noch eindrücklicher.

Diese auch fotografisch festzuhalten ist mit der richtigen Ausrüstung, ein paar Tipps und etwas Übung ein spannender Zeitvertreib, der immer wieder neue Herausforderungen mit sich bringt.

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Standort und Hintergrund

Oft sind es Kleinigkeiten, die ein Foto von einem schönen, dekorativen Bild unterscheiden.

Das Auge muss nicht nur geschult werden, um die kleinen Dinge des Lebens zu sehen, sondern auch Motive umzusetzen. Ein passender Hintergrund und die richtige Perspektive beeinflussen das Ergebnis sehr wesentlich. Unter Umständen reicht es bereits, sich etwas zu bewegen um einen unruhigen Hintergrund auszublenden.

Achten Sie darauf, die Nahgrenze Ihres Objektives nicht zu unterschreiten und gehen Sie lieber ein paar Zentimeter um keine unscharfen Aufnahmen zu bekommen.

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Schwenkdisplay

Für bodennahe Motive ist oft auch ein tiefer Kamerastandort sinnvoll. Kameras mit schwenkbarem Monitor bieten damit volle Bildkontrolle und eine bequeme Betrachtung von oben.

Bei Spiegelreflexkameras muss dazu speziell in den Live-View Modus umgeschaltet werden, damit der Monitor ein Vorschaubild zeigt. Schalten Sie die Monitorhelligkeit auf maximale Stärke, um ein möglichst brillantes Bild zu sehen oder schattieren Sie den Display mit einer Monitorblende oder einer Hand.

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Übrigens: Für Macrofotografie ist es dennoch sinnvoll eine wasserdichte Unterlage dabei zu haben. Rettungsdecken oder Regenpelerinen lassen sich beispielsweise sehr klein zusammenlegen und haben in fast jeder Fototasche Platz. Wenn Sie dann doch einmal ins nasse Gras liegen müssen, ist das deutlich komfortabler.

Bewegung – der grösste Feind des Makrofotografen

Nahaufnahmen wirken meist durch die Konzentration auf das Wesentliche und einen gezielten Einsatz der Schärfe als Blickfang. Durch die starke Vergrösserung wird oft abgeblendet, um den gewünschten Schärfentiefe-Effekt zu erhalten. Dabei entstehen aber auch längere Verschlusszeiten. Zwei Millimeter Bewegung können ein noch so akribisch geplantes Bild ruinieren.
Insekten krabbeln oder fliegen schnell mal weg und kleiner Windhauch genügt und die schöne Blume ist nicht mehr in der Schärfenzone Ihres Objektives.

Tipp für Pflanzen
Pflanzen, die sich bei Wind hin und her wiegen sind nur schwierig zu fotografieren, da sie immer wieder aus der Schärfeebene oder sogar aus dem Bild rutschen. Schützen Sie den Aufnahmebereich vor Wind. Halten Sie den Wind z.B. mit einer hellen Karton- oder Styroporplatte ab oder fixieren Sie den Stengel mit einem Stöckchen aus dem Gartenbaumarkt und einer Wäscheklammer. Auch ein grosser Rucksack kann als Windschutz dienen.

Tipp für Tieraufnahmen
Insekten, Amphibien und Reptilien brauchen Wärme, um den Organismus in Gang zu bringen. Am frühen Morgen, wenn die Sonne erst zu wärmen beginnt, sind die Tiere noch nicht so flink und fliehen weniger schnell.
Mit einem Tele-Macro-Objektiv mit mehr als 90mm Brennweite sind auch aus etwas grösserer Distanz schöne Detailaufnahmen möglich.

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Nahaufnahmen mit Kompaktkameras

Jede digitale Kompaktkamera kann Nahaufnahmen machen. Je nach Modell und Objektiv sind aber unterschiedliche Distanzen einzuhalten.

Für eine maximale Vergrösserung finden Sie üblicherweise einen spezielle Macrofunktion als Knopf oder Menüpunkt an der Kamera.
Ist diese aktiviert, wird der Mindestabstand – meist aber nur in der Weitwinkelstellung des Objektives – nochmals reduziert und Sie können sich auf wenige Zentimeter nähern.

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Einige Modell erlauben bis zu 1cm nah ranzugehen, allerdings besteht dabei die Gefahr, dass man selber einen Schatten wirft und so eine Aufnahme verunmöglicht.

Bei idealer Beleuchtung und einer Aufnahme aus einem passenden Winkel könne aber eindrückliche Bilder selbst mit kompakten Kameras entstehen.
Der effektive Abbildungsmassstab ist bei Kompaktkameras in blossen Zahlen nicht so beeindruckend, doch durch die meist winzigen Aufnahme-Sensoren erscheinen auch keine Objekte nahezu bildfüllend.

Macro-Objektive – die Spezialisten für alles Kleine

Bei kleinen Objekten stossen Standard-Zoomobjektive für Spiegelreflex- und Systemkameras mit einem Mindestabstand von 30 – 60cm an ihre Grenzen. Dafür sind spezielle Macroobjektive mit Nahaufnahmemöglichkeit bis 1:1 Lebensgrösse optimiert. Damit erreichen Sie je nach Kameramodell Bildausschnitte etwa in Briefmarkengrösse, resp. 24x36mm bei Vollformatkameras.

Macroobjektive gibt es mit Brennweiten zwischen ca. 35 und 200mm. Längere Brennweiten erlauben eine grösser Aufnahmedistanz bei gleicher Vergrösserung z.B. für Tieraufnahmen. Kurze Brennweiten eignen sich für technische Aufnahmen und Pflanzen oder für Kameras mit kleineren Sensoren.

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Brennweite

Je nach Objektiv sind Brennweite und Nahbereich konstruktionsbedingt vorgegeben. Je länger die Brennweite ist, desto grösser wird das Motiv abgebildet. Für den selben Bildausschnitt mit unterschiedlichen Objektiven muss die Entfernung geändert werden.
Ungekehrt kann aber auch gezielt ein Objektiv mit passender Brennweite gewählt werden, wenn Abbildungsmassstab und die minimale Aufnahmeentfernung vorgegeben ist.

Theoretisch lässt sich Ihr Motiv mit einem 60mm Macroobjektiv bei 1:1 Vergrösserung gleich gross abbilden wie mit einem 105mm Objektiv. Durch den unterschiedlichen Motivabstand erreichen Sie aber ein unterschiedliches Ergebnis da auch der Hintergrund anders abgebildet wird.

Gewusst? Schalten Sie bei Macroaufnahmen den Autofokus besser aus, da Sie die Distanz von Hand genau dort, wo Sie wollen und zudem sehr präzise einstellen können.
Bei Freihandaufnahmen ist es zudem einfacher die gewünschte Vergrösserung vorab einzustellen und für die punktgenaue Schärfe die Kamera millimeterweise zu bewegen.

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Nahlinsen, der günstige Einstieg

Für gelegentliche Nahaufnahmen gibt es auch preiswerte Vorsatzlinsen mit unterschiedlicher Dioptrien-Stärke ähnlich einer Lesebrille, die auf ein bestehende Objektiv geschraubt wird. Eine Nahlinse (NL) +4 verkürzt den Nahbereich auf ca. 20-25cm.

Die Nahlinsen sind schnell montiert und brauchen nicht viel Platz in der Fototasche, erreichen als günstige Alternative aber nicht die Abbildungsleistung eines hochwertigen Macro-Objektives.

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Gewusst? Entfernen Sie den UV-/Schutzfilter vor dem Aufschrauben der Nahlinse, da diese direkt auf das Objektiv montiert werden sollte.

Live-View Monitor für perfekte Bildkontrolle

Um die exakte Schärfe besser bestimmen zu können, lässt sich der Monitor mit einem grossen Live-Bild zuschalten.
Ist der Monitor sogar schwenkbar, sind auch tiefe Kamerapositionen oder spezielle Perspektiven möglich ohne selber ins feuchte Gras liegen zu müssen.

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Gewusst? Im Live-View-Modus lässt sich per Lupenfunktion ein Ausschnitt des Sucherbildes mehrfach vergrössern und Sie sehen Details, die im optischen Sucher nur schwer zu erkennen sind. Die meisten Kameras haben hierzu eine Lupen-Taste mit + und – , die auch in der Bildwiedergabe zur Detailvergrösserung dient.
Beachten Sie, dass die fertige Aufnahme aber effektiv dem Bildausschnitt des Objektives und nicht der Lupenvergrösserung entspricht.

Stativ für maximale Schärfe

Bei starker Vergrösserung im Nahbereich wird jede noch so kleine Kamerabewegung zu einer Unschärfe führen. Zudem ist der Schärfebereich nur sehr gering und Abblenden (schliessen des Blendenwertes) ergibt längere Verschlusszeiten.

Einige Stative erlauben dank schwenkbarer Mittelsäule eine extrem tiefe Kameraposition, können aber auch auf Augenhöhe verwendet werden. Je nach Motiv und Kameragrösse eignen sich auch auch kompakte Tischstative, die in jede Kameratasche passen.

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Fernauslöser gegen Erschütterung

Beim Druck auf den Auslöser wird die Kamera leicht erschüttert oder sogar verschoben.

Um die Kamera nicht mehr zu bewegen, wenn sie optimal positioniert ist, setzen Kenner Fernauslöser ein. Diese gibt es mit Kabel, mit Infrarot- oder Funkverbindung.

Einige moderne Kameramodelle mit integriertem WiFi können drahtlos vom Smartphone oder Tablet ausgelöst werden – sogar mit Livebild auf dem Handy-Display.

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Blitz für bessere Lichtkontrolle

Nicht immer steht Ihr Lieblingsmotiv im besten Licht oder sie werfen selber einen Schatten aus der idealen Perspektive.
Der gezielte Einsatz eines Aufhellblitzes leuchtet den Vordergrund besser aus.

Gewusst? Entfernen Sie bei Nahaufnahmen mit dem eingebauten Blitz die Sonnenblende Ihres Objektives, da diese sonst einen Schatten auf Ihr Motiv wirft.

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Entfesseltes Blitzgerät

Nicht immer ist Blitzlicht direkt von vorne ideal oder es wirft unschöne Schatten.
Ein externes Blitzgerät mit Kabel oder je nach Kamera sogar kabellos ermöglicht eine gezielte Lichtführung oder Effekte.

Durch das starke Licht des Blitzgerätes kann die Blende weiter geschlossen und die Schärfentiefe vergrössert werden. So wird auch bei extremeren Vergrösserungen der Schärfebereich deutlich erweitert und das Motiv durch die kurze Blitzdauer nicht verwackelt.

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Macroblitz für schattenfreie Ausleuchtung

Engagierte Macro-Fotografen setzen gerne spezielle Macro-Blitzgeräte ein. Mit zwei oder mehr kompakten Blitzlichtern, die rund ums Objektiv montiert sind und sich individuell steuern lassen, sind Effektlichter oder eine schattenfreie Ausleuchtung möglich.

Mit den hohen Auflösungen aktueller Kameras lässt sich bei der nachträglichen Bildbearbeitung ohne grossen Qualitätsverlust ein Ausschnitt wählen.

Macro Einstellschlitten

Bei Nahaufnahmen ist die präzise Scharfstellung eine Herausforderung. Oft ist die Schärfentiefe nur ein paar Millimeter weit und die geringste Kamerabewegung lässt ihr Motiv unscharf erscheinen. Zudem ist die Verwackelungsgefahr bei so starker Vergrösserung deutlich grösser. Die Faustregel mit dem Kehrwert der Brennweite ist bei Macroaufnahmen nicht anwendbar.
Für Nachaufnahmen gibt es spezielle Macrostative. Viele Universalstative lassen sich aber auch mit gespreizten Beinen sehr tiefe Kamerapositionen zu. Einstellschlitten für eine präzise Kameraberwegung sind bei Macrospezialisten immer im Einsatz.

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Bildausschnitt nachträglich optimieren

Bei grösserem Aufnahmeabstand und späterem Ausschnitt wird auch die Schärfentiefe grösser ausfallen, als wenn bildfüllend mit maximalem Abbildungsmassstab fotografiert wird. Je nach Motiv kann dies ein Vor- oder Nachteil sein.

Gewusst? Für Papierbilder oder Fotobücher sollten Sie die Bilder nicht allzu stark beschneiden, um eine gute Druckqualität zu erhalten.

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Schärfentiefe durch Focus Stacking

Je nach Motiv ist die Schärfentiefe, der Bereich der Scharf abgebildet wird, zu gering und sollte vergrössert werden. Reicht es nichts, die Blende zu schliessen, ermöglicht die Focus Stacking Methode eine Erweiterung der Schärfentiefe.
Lesen Sie dsazu mehr im separaten Fototipp.

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