FotoPro FOTOTIPP: Brennweite

Das Objektiv – das Auge Ihrer Kamera

Ihr Kameraobjektiv hat verschiedene Eigenschaften, die sich bei Fotografieren auswirken. Heute möchten wir Ihnen die Brennweite näher vorstellen.

Die Brennweite

Auf jedem Objektiv finden Sie eine Reihe von Zahlen und Zeichen aufgedruckt oder eingraviert. Eine der interessantesten ist die Brennweite. Sie wird üblicherweise in Millimeter (mm) angegeben.

Die Brennweite bestimmt die Abbildungsgrösse Ihres Motives. Die Wahl des passendes Objektives mit geeigenter Brennweite entscheidet über den Eindruck, der mit einer Aufnahme erzielt werden kann.
Bei Objetiven wird zwischen Festbrennweiten und Zoomobjektiven (Vario-Objektiven) mit verstellbarer Brennweite unterschieden.

Brennweite, die physikalische Grösse

Jedes Objektiv bricht die einfallenden Lichtstrahlen so, dass sie sich in einem Brennpunkt (F) treffen.
Die Brennweite (f) entspricht dem Abstand zwischen dem optischen Mittelpunkt des Objektives und dem Brennpunkt (F) – bei der Entfernungseinstellung auf unendlich.

Je länger die Brennweite ist, desto grösser wird Ihr Motiv in der Kamera abgebildet.

Brennweitenvergleich

Bei gleichem Aufnahmeabstand entscheidet die Brennweite über den Bildausschnitt, der fotografiert werden kann.

Der Bildausschnitt, den das menschliche Auge erfasst, hat einen Bildwinkel von ca. 47 Grad. Objektive mit diesem Bildwinkel, nennt man Normalobjektive und haben eine Brennweite von ca. 50mm.
Für grosse Motive können wir den Kopf drehen, während die Aufnahme einer Fotokamera immer nur einen fixen Ausschnitt zeigt. Soll mehr auf das Bild, wird ein Weitwinkelobjektiv benötigt. Für eine stärkere Vergrösserung verwenden wir Teleobjektive.


12mm – Superweitwinkel 122°
20mm – 90° Bildwinkel

24mm – Weitwinkel 84°

28mm – 76° Bildwinkel

50mm Normalbrennweite 47° Bildwinkel

105mm – 23° Bildwinkel

Tele 200mm – 12,5° Bildwinkel

300mm – 8,2° Bildwinkel

Supertele 500mm – 5° Bildwinkel

800mm – 3.1° Bildwinkel
Bildmaterial: Sigma Schweiz

Objektivtypen

Normalobjektiv

Objektive mit Brennweite zwischen 40 und 60mm (entspr. KB*) ergeben die Bildwirkung des menschlichen Ausges und werden deshalb Normal oder Standardobjektive genannt.
Mit fester Brennweite sind die oft auch recht lichtstark und bieten bei geringen Anschaffungskosten, die Möglichkeit auch bei wenig Licht zu fotografieren.

Weitwinkelobjektiv mit kurzer Brennweite

Objektive die einen deutlich grösseren Aufnahmewinkel als die ca 47 Grad bieten nennt man Weitwinkelobjektive. Sie haben eine Brennweite von 35mm oder geringer und ermöglichen mit einer einzigen Aufnahme einen Bildausschnitt, der von Auge nur durch drehen des Kopfes erreicht werden kann.
Ein 25mm Objektiv kann im Vergleich zum Normalobjektiv 50mm ein doppelt so breites Motiv aufnehmen.

Teleobjektiv mit langer Brennweite

Lange Brennweiten vergrössern Ihr Motiv gegenüber dem menschlichen Auge. Brennweiten ab 70mm habe eine proportionale Vergösserung. Ein 100mm Objektiv ergibt eine doppelt so grosse Abbildung wie ein 50mm.

Langbrennweitige Objektive müssten theoretisch die Baulänge der effektiven Brennweite haben. Moderne Teleobjektiv-Konstruktionen ermöglichen eine verkürzte Bauweise. Ein 300mm Objektiv braucht also nicht 30cm lang zu sein. Durch diese Bauweise werden Sie auch kurz Teleobjektive genannt.

Zoomobjektiv mit variabler Brennweite

Um bei wechselnden Motiven nicht jedes Mal das Objektiv wechseln zu müssen, wurden Objektive mit verstellbarer Brennweite entwickelt. Sie werden Zoom- oder Varioobjektive genannt.
Üblicherweise wird dabei die kürzeste und die längste effektive Brennweite angegeben, doch nutzen viele Hersteller auch den werbewirkamen Zoomfaktor: Die längste Brennweite geteilt durch die kürzeste Brennweite erbibt den Faktor. Ein 75-300mm Objektiv ist demnach ein 4fach Zoom.
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Standardzooms (z.B. 24-70mm) beinhalten die Normalbrennweite und haben eine Erweiterung im Weitwinkel und Telebereich. Telezooms (z.B 75-300mm) haben nur lange Brennweiten und Weitwinkelzoom (z.B 16-35mm) decken ausschliesslich grosse Bildwinkel ab.

Superzoom: Moderne Objektivrechnungen erlauben heute Universalzoombjektive zu bauen, die sowohl den Weitwinkel- als auch den Telebereich abdecken. Brennweiten von 28-300 (entspr. KB*) in einem Objektiv zu vereinen erspart vor allem Reisefotografen eine ganze Reihe von Objektiven mit ins Gepäck zu packen.
Kompaktkameras und Superzoom-Bridgekameras bieten einen 10 bis über 60-fachen Zoombereich.

Spezialobjektive
Neben den klassischen Objektive gibt es auch Spezialobjektive, die Sie kennen sollten:

Makro-Objektive haben eine spezielle Bauweise, die speziell für Nahaufnahmen ermöglichen. Dadurch lassen sich auch winzige Objektive bildfüllend abbilden.

Fisheye-Objektive haben eine Bildwinkel von 180° und ermöglichen damit gewaltige Übersichtsaufnahmen. Durch die spezielle Linsenkonstuktion ist aber eine natürliche Wiedergabe nur eingeschränkt möglich, da fast alle geraden Linine, die nicht durch die Bildmitte laufen deutlich gekrümmt erscheinen.

 



Gewusst?
Der Bildausschnitt ändert sich nicht nur durch die verwendete Brennweite. Bei Digitalkameras ist auch die Grösse des Aufnahmesensors und der damit verbundene Aufnahmeabstand entscheidend.

Als Basis für den Brennweitenvergleich dient das klassische Kleinbildfilm-Format 36x24mm (* kurz KB wie Kleinbild oder 35mm aufgrund der Filmbreite analoger Filme), das in der Digitalfotografie auch Vollformat genannt wird.

Ein kleiner Sensor nimmt auf der geringeren Fläche nur einen Aussschnitt auf, den das Objektiv theoretisch erzeugt und vergrössert also deutlich mehr. Damit die Objektive verglichen werden können, wird – vor allem bei Kompaktkameras mit winzigen Sensoren und fest eingebauten Objektiven – üblicherweise nicht die effektive Brennweite der jeweiligen Kamera/-Objektivkombination, sondern die auf das Kleinbildformat umgerechntete (entsprechend KB) angegeben.

Crop-Faktor
Bei Wechselobjektiven, die mit unterschiedlichen Kameras eingesetzt werden können, ist der effektive Bildausschnitt abhängig von der Sensorgrösse der angeschlossenen Kamera.

Je nach Hersteller und Modell sind die Sensoren unterschiedlich und für die Umrechnung auf das Vollformat wird der sogenannte Crop-Faktor oder Brennweitenverlängerungsfaktor angewendet.

Ein 50mm Normalobjektiv ergibt beispielsweise an einer Canon EOS 7D mit Cropfaktor 1,6 den Bildausschnitt eines 80mm Objektive (50mm x 1,6).

Sensorgrösse Marken Cropfaktor
MicroFourThirds (MFT) Olympus, Panasonic 2,0
APS-C (ca. 16 x 23mm) Nikon, Canon, Sony, Pentax, Leica T, etc. 1,5 – 1,6
1″ Sensor Nikon 1 2,7


Anwendungen

Wir möchten Ihnen die beliebtesten Einsatzgebiete verschiedener Brennweiten vorstellen.

Im Zeitalter der Digitalfotografie hört man immer wieder die Aussage „das mach ich dann am Computer…“.
Jedes Fotomotiv hat Eigenschaften, die man aber bereits beim Fotografieren richtig einschätzen sollte und so ist die Wahl der richtigen Brennweite sowie die Perspektive und Aufnahmeabstand entscheidend.

Brennweite und Aufnahmeabstand im Vergleich

Schnappschüsse – vor allem Selbstportraits „Selfies mit SmartPhones“ – wirken oft unnatürlich, weil Sie mit unpassender Brennweite aufgenommen wurden.
Mit dem folgenden Vergleich möchten wir Ihnen die Unterschiede aufzeigen. Um bei unterschiedlicher Brennweite das Hauptmotiv gleich gross abzubilden, wurde der Aufnahmeabstand entsprechend angepasst.

  • Weitwinkelobjektive ergeben eine verzerrte Wiedergabe.
  • Beim Normalobjektiv ist die Wiedergabe schon besser, der Aufnahmeabstand für manche Models aber schon etwas unangenehm.
  • Teleobjektive sind für Portraits ideal. Brennweiten zwischen 75 und 200mm Brennweite sind geeignet. Der Aufnahmeabstand ist angenehm und die Bildwirkung natürlich. Professionelle Fotografen arbeiten mit hochlichtstarken Teleobjektiven mit mittlerer Brennweite wie 85mm 1:1.4 oder 135mm 1:2 um auch den Hintergrund ausblenden zu können.

 

Bildquelle: Anna Wu
16mm 35mm
50mm 85mm
Unterschiedliche Aufnahmeabstände mit geänderter Brennweite
200mm

 

 

Landschaft und Architektur

– Weitwinkel 12 bis 28mm für Innenarchitektur und Übersichtsaufnahmen
– Normal- oder Teleobjektive für Details
– Achten Sie auf eine gerade Kamerahaltung gegen stürzende Lininen

Portrait, Personen, Haustiere etc.

– Kurze Teleobjektive zwischen 75 und 200mm
– Ideale Perspektive, angenehmer Aufnahmeabstand
– Offene Blende zum Freistellen vor dem Hintergrund

Sportaufnahmen

– lange Telebrennweiten ab 200mm
– Abhängig von der Aufnahmedistanz und Perspektive können auch Weitwinkel- oder Normalobjektive eingesetzt werden.

Familie und Urlaub

– Leichte Weitwinkel bis mittlere Teleobjektive 28 bis 200mm
– Zoomobjektive für flexiblen Einsatz

Naturaufnahmen, Tiere

– Lange Brennweiten ab 300mm
– Macroobjektiv 100 bis 200mm für Detailaufnahmen

Quelle: Fotopro.ch