FotoPro FOTOTIPP: HDR-Techniken

HDR-Bilder – näher am menschlichen Auge

Der Ausdruck „HDR-Image“ bedeutet High Dynamic Range Image, zu deutsch „Bild mit grossem Dynamikbereich„. Ein HDR-Bild beinhaltet wesentlich mehr Intensitätswerte pro Bildpunkt und Farbe als ein herkömmliches Foto.

Gerade bei Situationen mit sehr hohen Kontrasten ist es schwierig mit einer Digitalkamera die Fülle von Helligkeitswerten einzufangen.
Das menschliche Auge kann aufgrund der biologischen Konstruktion und unserem Gehirn als leistungsstärkster „Bildprozessor“ mit grossen Unterschieden vom dunkelsten bis zum hellsten Bereich einer Lichtsituation – umgehen. Wir erkennen von Auge einen Dynamikbereich, der mindestens 1000 Mal höher ist als in einem Digitalbild.

Die Kamera kann eine Aufnahmesituation mit nur einem einzigen Bild festhalten, während  sich unser Auge und Gehirn individuell anpassen und genau den kleinen Bildausschnitt von 2-6° Bildwinkel für uns „optimieren“, den wir im Moment anvisieren.

Mit der HDR-Technik wird nun entsprechend der menschlichen Sehensweise ein Bild aus mehreren einzelnen Bildern zusammengefügt. Dazu werden mehrere Aufnahmen mit unterschiedlicher Belichtung und Helligkeitswiedergabe zusammengerechnet. Dies passiert nach der Aufnahme entweder direkt in der Kamera oder in einem Bildbearbeitungsprogramm.

 

Anwendung

Die HDR-Aufnahmentechnik bringt nicht generell bessere Bilder. Meist wird sie für folgende Situationen eingesetzt.

  • Landschaft- und Architekturaufnahmen mit hellem Himmel
  • Kontrastreiche Motive bei starker Sonneneinstrahlung
  • Innenarchitektur mit grossen Lichtunterschieden

Da die Kamera mehrere Aufnahmen hintereinander aufnimmt, die sich nur in der Belichtung unterscheiden sollen, eignen sich bewegte Motive oder Personen kaum für HDR-Technik.

Gewusst? Wir reden in diesem Fototipp genau genommen von Tonemapping mittels HDR-Technik. Wissenschaftlich gesehen sind echte HDR-Bilder nur mit spezieller Software, die eine wesentlich grössere Farbtiefe von 16 oder 32 Bit verarbeiten können, nutzbar. Da aber weder ein herkömmlicher Monitor noch ein kommerzielles Druckverfahren dieses Format unterstützt werden die Bilder üblicherweise auf 8 Bit Farbtiefe oder 255 Helligkeitsstufen reduziert.

 

HDR direkt aus der Kamera

Viele moderne Kameras bieten eine HDR-Funktlinon zur Kontrastoptimierung bereits als eigenständlige Funktion an. Unter den Motivprogrammen oder im Kameramenü ist die HDR-Funktion meistens zu finden.

Der Ablauf ist aber immer der selbe: Die Kamera oder der Fotograf nehmen das selbe Bild mit drei unterschiedlichen Belichtungen auf. Die drei Bilder werden zusammengefügt und Schatten- und Lichterpartien erscheinen bei kontrastreichen Motiven deutlich natürlicher.

So wirds gemacht

Hier ein Beispiel der Auto-HDR-Funktion mit einer Sony Kamera. Je nach Modell, kann zwischen verschiedenen Einstellwerten des Effektes wie „schwach, normal und stark“ gewählt werden oder wie hier können die Abweichungen der einzelnen Bilder gewählt selber werden.

Darauf sollten Sie achten:

  • Wählen Sie ein geeignetes Motiv ohne schnell bewegte Objekte
  • Rufen Sie die HDR-Funktion in der Kamera auf
  • Stützen Sie die Kamera ab, um sie möglichst ruhig zu halten oder verwenden Sie ein Stativ
  • Drücken Sie auf den Auslöser und die Kamera erstellt mehrere Bilder
  • Nach einer kurzen Bearbeitung wird das zusammengefügte Bild bereit in der Kamera angezeigt.

Die Kamerautomatik ergibt meist ein überraschend gutes Ergebnis, wie der der folgende Vergleich mit einer normalen Belichtungsautomatik zeigt.

  • Schattenpartien werden deutlich detailreicher wiedergegeben.
  • Der helle Himmel wird blau.
  • Farben kommen natürlicher zur Geltung

Je nach Motiv und Kameramodell fallen die Ergebnisse unterschiedlich aus. Experimentieren Sie mit den Möglichkeiten, die Ihnen Ihre Kamera bietet.

Gewusst? Idealerweise sollten HDR Bilder – auch bei Kompaktkameras und Smartphones – nicht aus freier Hand gemacht werden. Da mehrere Bilder übereinandergelegt werden, sollten diese perfekt deckungsgleich sein. Ein Stativ garantiert dabei eine optimale Ausrichtung und Stabilität.
Manche Kameras können leichte Abweichungen auskorrigieren. Fehler werden vor allem bei Vergrösserungen sichtbar.

 

HDR für Anspruchsvolle

Wer mehr aus seinen Bildern herausholen will, kann natürlich auch alles selber einstellen und damit noch eindrücklichere Bilder erzeugen. Neben der natürlicheren Wiedergabe sind dabei auch extreme Korrekturen am PC möglich, die oft auch surrealistsisch wirken können.

Bei der Aufnahme ist dabei mehr Handarbeit nötig als bei der Auto-HDR-Funktion in der Kamera. Es werden üblicherweise drei Einzelbilder mit unterschiedlicher Belichtung abgespeichert. Die Blende sollte dabei nicht verändert werden, dafür die Belichtungszeit. Hier ein Beispiel aus der Praxis.

  1. Aufnahme mit Belichtung gemäss Belichtungsmesser z.B. 1/60s
  2. Unterbelichtung, meist -2 Stufen. zB. 1/250s
  3. Überbelichtung, meist +2 Stufen z.B. 1/15s

+/-0 Standard 1/60s

-2 unterbelichtet 1/250s

+2 überbelichtet 1/15s

Per automatischer Belichtungsreihe (Bracketing, BKT), die viele Kameras integriert haben, übernimmt dies auf Wunsch die Belichtungsautomatik. Im manuellen Modus verlängern oder verkürzen Sie die Belichtungszeit jeweils um Faktor 4.

So wirds gemacht.

  • Wählen Sie ein kontrastreiches Motiv
  • Setzen Sie Ihre Kamera auf ein robustes Stativ
  • Ermitteln Sie die korrekte Belichtung manuelle oder per Zeitautomatik
  • Nehmen Sie das erste Bild mit korrekter Belichtung auf
  • Die Belichtungsreihe kann im Zeitautmatik-Modus mit Blendenvorwahl per Bracketing-Funktion oder im Modus Manuell durch verstellen der Verschlusszeit passieren
  • Die drei Bilder werden gespeichert und anschliessend am Computer weiterverarbeitet

Für die Bearbeitung am Computer wird nun eine HDR-Software benötigt, um die einzelnen Bilder zusammenzufügen.

Einige universelle Bildbearbeitungsprogramme wie Photoshop Elements bieten eine Bearbeitung von HDR-Bildern. Für engagierte HDR-Künstler gibt es aber eine Reihe von Spezialsoftwaren, die wesentlich mehr Möglichkeiten und Einstellungen bieten. Sowohl kostenlose als auch kommerzielle Programme wie Photomatix sind sehr beliebt.

In Photoshop Elements 13 finden Sie die Funktion beispielsweise unter
Überarbeiten ->Photomerge ->Photomerge Belichtung

Öffnen Sie die drei Bilder und wählen Sie die Funktion Photomerge Belichtung. Die Bilder werden passgenau übereinander gelegt und zusammengefügt. Mit den Reglern Lichter, Tiefen und Sättigung lässt sich das Ergebnis nach eigenem Geschmack anpassen.


Fertiges HDR-Bild mit Details in Lichtern und Schatten.

Bearbeitung ohne Grenzen

Sowohl Farben wie auch Kontraste lassen sich dank dem erhöhten Dynamikumfang der HDR-Bilder deutlich besser nachbearbeiten als mit einer Einzelaufnahme.

Diese Aufnahme wurde mit der HDR-Software Photomatix Pro erstellt, die sich auschliesslich auf die Bearbeitung von HDR-Bildern spezialisiert hat.

Aufnahme und Bearbeitung in Photomatix Pro by Angela Röllin – Mitarbeiterin FotoPro

 

Weitere Beispiele

Ob natürlich oder künstlerisch, mit der HDR-Technik lassen sich viele Motive individuell wiedergeben.


Originalbild Einzelaufnahme

HDR-Bild zusammengefügt

HDR-Bild nachbearbeitet mit Photomatix und Lightroom – by Angela Röllin

 

Originalbild Einzelaufnahme
HDR-Bild zusammengefügt in Photomatix

HDR-Bild nachbearbeitet mit Photomatix und Lightroom – by Angela Röllin

Aufnahmen: Angela Röllin, Mitarbeiterin FotoPro. Software: Photomatix Pro, Lightroom. www.angelinaseyes.ch

Quelle: http://www.fotopro.ch/index.cfm?name=fotopro-fototipp-hdr-techniken&s=tmpnews&nid=922